Brandt, Willy

Brandt, Willy
Brandt, Willy
 
Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck als Herbert Ernst Karl Frahm geboren. Er legte 1932 das Abitur ab; 1930 war er der SPD beigetreten, 1931 jedoch zu der von der SPD abgesplitterten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) übergewechselt. Nach der nationalsozialistischen »Machtergreifung« 1933 musste Brandt emigrieren; in Norwegen studierte er Geschichte und war als Journalist tätig, unter anderem berichtete er 1937 für skandinavische Zeitungen vom Spanischen Bürgerkrieg. 1938 von den deutschen Behörden ausgebürgert, nahm er die norwegische Staatsbürgerschaft an und musste 1940, nach der deutschen Besetzung Norwegens, nach Schweden fliehen. 1945 kehrte er als Korrespondent skandinavischer Zeitungen nach Deutschland zurück und war 1947 Presseattaché der norwegischen Militärmission in Berlin. Nach seiner Wiedereinbürgerung unter seinem Schriftstellernamen Willy Brandt 1947 schloss er sich erneut der SPD an und wurde 1948/49 als Vertreter des SPD-Parteivorstandes nach Berlin entsandt. 1949 bis 1957 war Brandt Mitglied des Bundestages, erneut seit 1969. Seit 1950 gehörte er auch dem Berliner Abgeordnetenhaus an und war 1953 bis 1957 dessen Präsident. Als Regierender Bürgermeister von Berlin (1957-66) wurde er weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. In den Bundestagswahlkämpfen 1961 und 1965 als Kanzlerkandidat der SPD Adenauer bzw. Erhard unterlegen, wurde Brandt, seit 1964 Bundesvorsitzender der SPD, 1966 Vizekanzler und Außenminister der Großen Koalition. Nach der Bundestagswahl 1969 bildete Brandt als Bundeskanzler mit der FDP die sozialliberale Koalition. In der jetzt von Brandt und Außenminister Scheel (FDP) forcierten, auf neue Grundlagen gestellten Ostpolitik kam es zu den Vertragsabschlüssen mit den kommunistischen Staaten sowie zum Viermächteabkommen über Berlin. Brandt, der für seinen Beitrag zur politischen Entspannung in Europa 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, musste jeden Schritt seiner Ostpolitik in erbittertem Ringen mit der CDU/CSU-Opposition durchsetzen. Ein gegen ihn im April 1972 beantragtes Misstrauensvotum der CDU/CSU scheiterte jedoch. In der vorgezogenen Bundestagswahl im November 1972 errang Brandt mit der SPD, die nun mit 45,8 % der Stimmen stärkste Bundestagsfraktion wurde, einen klaren Sieg. Er trat jedoch im Mai 1974 wegen der Guillaume-Affäre als Bundeskanzler zurück. Brandt blieb als Parteivorsitzender (bis 1987) die Integrationsfigur der SPD, wurde 1976 Vorsitzender der Sozialistischen Internationale und war von 1977 bis 1980 auch Vorsitzender der internationalen Nord-Süd-Kommission. Er starb am 8. Oktober 1992 in Unkel am Rhein.

Universal-Lexikon. 2012.

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